Im Land der Berge wird seit jeher Heumilch erzeugt. Die Heuwirtschaft gilt als die ursprünglichste Form der Milchproduktion. Dabei werden die Kühe im Sommer mit frischen Gräsern und Kräutern und im Winter mit Heu gefüttert. Auf die Verfütterung von vergorenen Futtermittel wie Silage wird konsequent verzichtet. Dieser Verzicht, in Kombination mit der Artenvielfalt der Wiesen, Weiden und Almen, verleiht der Heumilch ihre unverwechselbare Qualität.
Im Land der Berge produzieren mehr als 8.000 Bäuerinnen und Bauern rund 515 Millionen Liter Heumilch pro Jahr, die von 60 verarbeitenden Betrieben zu wertvollen Heumilchprodukten veredelt werden. Die Hauptproduktionsgebiete sind Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und die Steiermark. In Österreich liegt der Heumilchanteil an der Gesamtproduktion bei 15 Prozent, sonst in Europa lediglich bei drei Prozent.
Natürlichste Art der Milchproduktion
Die Produktion von Heumilch ist besonders aufwändig. Im Sommer weiden die Tiere auf heimischen Wiesen und Almen. Dort gibt es frische Luft, klares Wasser und eine Vielzahl an saftigen Blumen, Gräsern und Kräutern. Auf einem Quadratmeter Bergwiese gedeihen mehr als 60 verschiedene Pflanzenarten. Das restliche Jahr erhalten die Tiere Heu. Das ist Gras, das von den Landwirtinnen und Landwirten gemäht, getrocknet und am Hof gelagert wird.
Geschützte Spezialität
Seit 2016 ist „Heumilch“ als erste solche geschützte traditionelle Spezialität im gesamten deutschsprachigen Raum mit dem EUGütesiegel „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) ausgezeichnet. Es zeichnet die traditionelle Zusammensetzung beziehungsweise das traditionelle Herstellungsverfahren eines Lebensmittels aus. Dadurch genießt Heumilch einen besonderen Schutz, und Konsumentinnen und Konsumenten freuen sich über Ursprünglichkeit und kontrollierte Qualität.
Heumilch als Weltkulturerbe
Die Heumilchwirtschaft im Land der Berge wurde von der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) als „landwirtschaftliches Kulturerbe von globaler Bedeutung“ anerkannt. Sie spiegelt die enge Verbindung zwischen Mensch und Natur wider und bewahrt traditionelle landwirtschaftliche Praktiken, die seit Generationen weitergegeben werden. Die Heumilchproduktion fördert nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern bietet auch wertvolle ökologische Dienstleistungen wie die Erhaltung von Lebensräumen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Dies zeigt, wie lokale Traditionen und Wissen globale Bedeutung erlangen können, indem sie nachhaltige Lösungen für moderne Herausforderungen bieten.
Ziegen-Heumilch g.t.S
Seit 2019 ist auch Heumilch aus Ziegenhaltung mit dem EU-Gütesiegel „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) ausgezeichnet. Die Ziegen sind im Sommer auf den Almen und werden im Winter mit Heu und mineralstoffreichem Getreide gefüttert. Silage (vergorenes Gras) als Futter ist verboten. Dazu gibt es ein eigenes Regulativ, das die Bäuerinnen und Bauern befolgen müssen. Es erfolgt eine externe Kontrolle durch unabhängige, staatlich zertifizierte Stellen.